„My Fair Lady“ in Mörbisch: Moderne Inszenierung begeistert das Publikum

Bild: klassikticket.at

Am Donnerstagabend verwandelte sich die Seebühne Mörbisch in ein pulsierendes London der Gegenwart. Die Premiere des Musicals My Fair Lady beeindruckte das Publikum mit einer zeitgemäßen Inszenierung und einem herausragenden Ensemble. Die Geschichte der Blumenverkäuferin Eliza Doolittle und ihrer Verwandlung in eine feine Dame der Londoner Gesellschaft wurde in das Jahr 2018 verlegt.

Eine Neuinterpretation mit Tiefgang

My Fair Lady basiert auf George Bernard Shaws Theaterstück Pygmalion und behandelt Themen wie die englische Klassengesellschaft, die Macht der Sprache und den Geschlechterkampf. Die Inszenierung von Simon Eichenberger brachte diese Thematiken in die Gegenwart und machte sie so für moderne Zuschauer:innen greifbar. Besonders hervorzuheben ist das Bühnenbild von Walter Vogelweider, das mit viel Charme und Humor verschiedene Szenen von einer bevölkerten U-Bahnstation bis hin zu einem gut besuchten Beisl darstellt. Der Glockenturm auf der kleinen Insel hinter der Bühne, inspiriert vom Elizabeth Tower und Big Ben, verlieh der Aufführung einen authentischen Londoner Flair.

Glanzvolle Darbietungen und musikalische Höhepunkte

Die Texte der modernisierten Fassung stammen von Johannes Glück, der den Wiener Dialekt gekonnt und pointiert einsetzte. „Wienerisch ist herrlich zum Liedtesten, weil man hat ja ganz andere Möglichkeiten als mit Hochdeutsch“, so Glück. Anna Rosa Döller, die die Rolle der Eliza Doolittle übernahm, überzeugte mit einer beeindruckenden stimmlichen und schauspielerischen Leistung. Ihr Zusammenspiel mit Mark Seibert, der den Professor Henry Higgins spielte, war eines der Highlights des Abends. Besonders bewegend war ihre Darbietung des Klassikers Es grünt so grün.

Das Festivalorchester unterstrich die Darbietungen mit einem kraftvollen und dynamischen Klang, der das Publikum mitriss. Zwar ließ die Tonmischung in einigen Passagen den Stimmen wenig Raum, doch die Energie und Hingabe der Musiker:innen und Sängerinnen und Sänger machten dies mehr als wett.

Prominente Gäste und persönliche Momente

Die Premiere zog zahlreiche prominente Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur an, darunter Bundesminister Martin Polaschek, Schauspieler Christoph Krutzler und Dompfarrer Toni Faber. Generalintendant Alfons Haider zeigte sich nicht nur über den Erfolg der Aufführung erfreut, sondern fand auch einen persönlichen Moment, um seiner verstorbenen Mutter zu gedenken. Vor der Premiere setzte er sich auf den Platz im Publikum, auf dem seine Mutter immer gesessen hatte, und erinnerte sich an sie.

Unter den Gästen befanden sich auch Herbert Steinböck, Marika Lichter und Dolores Schmidinger, die als Queen Elizabeth II. auf der Bühne stand. Richard Lugner ließ sich trotz seiner Verletzung die Premiere nicht entgehen und erschien im Rollstuhl, begleitet von seiner Frau Simone. „Es geht mir eh gut, aber den Rollstuhl brauch ich halt“, erzählte er dem KURIER.

Ein Abend voller Emotionen und Reflexion

Alfons Haider betonte vor der Premiere die gesellschaftliche Relevanz des Stückes: „Wir zeigen auch, dass das Grundproblem dieses Stückes die Suche nach der Zukunft, nämlich ohne Ausbildung, ist. Eliza beherrscht ihre Sprache nicht und damit stehen Menschen draußen vor der Tür.“ (Quelle: https://burgenland.orf.at/stories/3264747) Diese Themen seien heute aktueller denn je und würden besonders die junge Generation ansprechen.

Die Inszenierung in Mörbisch hat es geschafft, die zeitlose Geschichte von Eliza Doolittle in ein modernes Gewand zu kleiden und dabei die tiefgründigen Themen und den Charme des Originals zu bewahren. Die Premiere war ein großer Erfolg und zeigte einmal mehr, dass My Fair Lady auch nach vielen Jahrzehnten nichts von seiner Faszination verloren hat.

Fazit: Ein gelungener Auftakt in die Seefestspiele

Die Premiere von My Fair Lady in Mörbisch war nicht nur ein musikalischer Erfolg, sondern auch ein gesellschaftliches Ereignis. Die moderne Inszenierung, die humorvollen und pointierten Texte sowie die herausragenden Darstellerinnen und Darsteller brachten das London des 21. Jahrhunderts auf die Seebühne und zogen das Publikum in ihren Bann. Die Kombination aus zeitgemäßer Interpretation, emotionalen Momenten und musikalischen Höhepunkten machte den Abend zu einem unvergesslichen Erlebnis. Mit viel Hingabe und Kreativität gelang es dem gesamten Team, einen Klassiker der Musicalgeschichte in die Gegenwart zu holen und dabei sowohl zu unterhalten als auch zum Nachdenken anzuregen.

Live-Termine

Seebühne Mörbisch

Ab sofort
bis Samstag, 17. August 2024

Termine und Venues auf dem Stand vom 12.07.2024

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