Salzburger Adventsingen 2025: „Der blinde Hirte“ im Großen Festspielhaus

Junge Musiker:innen in traditionellen Gewändern musizieren mit Geigen, Kontrabass, Zither, Akkordeon und Gitarre vor einer Bühnenkulisse mit Weinreben und Bergen beim Salzburger Adventsingen.

Das Salzburger Adventsingen ist eine feste Größe der Adventzeit in Salzburg. 2025 steht im Großen Festspielhaus erneut das szenische Oratorium „Der blinde Hirte“ auf dem Programm – ein Werk, das das biblische Weihnachtsgeschehen in eine alpenländische Berglandschaft überträgt und Musik, Szene und Text zu einem dichten Adventerlebnis verbindet.


Salzburger Adventsingen 2025

Großes Festspielhaus Salzburg

28. – 30.11.2025 | 1. Adventwochenende
05. – 08.12.2025 | 2. Adventwochenende
12. – 14.12.2025 | 3. Adventwochenende
 

Termine und Venues auf dem Stand vom 11.11.2025

Wer das Salzburger Adventsingen besucht, erlebt kein loses Nebeneinander von Adventliedern, sondern ein szenisch-musikalisches Gesamtwerk. Schauspiel, Gesang, Chöre und Instrumentalensembles greifen ineinander, wie es die Konzeption von Hans Köhl vorsieht, der alljährlich neue szenische Oratorien erarbeitet. Die Mischung aus Volksmusik, klassischer Klangsprache und besinnlichen Momenten sorgt für jene besondere Atmosphäre, die von den Veranstaltern als „Seelennahrung“ beschrieben wird. Spürbar wird dabei das Gefühl einer großen Gemeinschaft, das sich beim gemeinsam gesungenen Andachtsjodler verdichtet.

Die Geschichte „Der blinde Hirte“

Im Mittelpunkt steht der blinde Hirte, der mit seinen geschärften Sinnen mehr wahrnimmt als die Sehenden. Die Handlung spielt vor der Kulisse des Dachsteinmassivs, dessen Klima dem biblischen Bergland von Judäa ähnlich ist. Damit wird das biblische Geschehen bewusst in eine alpine Landschaft übertragen – ähnlich, wie es Krippenbauer und Figurenschnitzer seit Jahrhunderten in regionaltypischen Darstellungen tun.

Der blinde Hirte trifft auf Maria und Josef und erfasst mit seinen Sinnen die von Jesaja prophezeite Geburt des Erlösers. Um sie herum treten vertraute Figuren: ein Engel, der seine schützende Hand über alle hält, die staunenden Hirten, eine hartherzige Wirtin und der kleine Peterl, der den Hirten mit einer „fast unglaublichen Geschichte“ überrascht. So spannt das Werk einen Bogen vom alpenländischen Hirtenmilieu zum biblischen Kern des Weihnachtsgeschehens.

Drei Kinder in Gewändern zeigen eine Zeichnung auf einer Schiefertafel, während ein Mann in braunem Mantel mit ihnen spricht, Szene beim Salzburger Adventsingen.
Rückblick: Salzburger Adventsingen 2024
Zwei Darstellerinnen in historischen Kleidern sitzen auf einer steinernen Kulisse und halten sich die Hände, eine innige Szene beim Salzburger Adventsingen.
Rückblick: Salzburger Adventsingen 2024

Zwischen Volksmusik-Wurzeln und klassischer Klangtradition

Die Konzeption, das Buch und die Gesamtleitung liegen bei Hans Köhl, der als Intendant seit rund einem Vierteljahrhundert hauptverantwortlich für das Salzburger Adventsingen wirkt und als Geschäftsführer der Kulturwerk Salzburg GmbH fungiert. Er konzipiert jedes Jahr neue szenisch-musikalische Gesamtwerke, schreibt die Bücher und arbeitet eng mit dem jeweils verantwortlichen Komponisten zusammen. Sein erklärtes Ziel ist es, neue Denkansätze mit wertvollen Traditionen zu verbinden und dabei hohe künstlerische Ansprüche an sich und alle Mitwirkenden zu stellen.

Die Musik zu „Der blinde Hirte“ stammt von Shane Woodborne, der in Kapstadt und am Mozarteum Salzburg Violoncello und Klavier studierte und sich während des Studiums zunehmend der Komposition zuwandte. In der Werkliste, die für das Adventsingen entstanden ist, finden sich unter anderem „Da hat vor dem Stall der Äpfibam bliaht“, „Siehe ich bin des Herren Magd“, „Maria“, „Sehnsucht“, „Schnee in Bethlehem“ und „Fürchte dich nicht!“. Mit „Der blinde Hirte“ setzt er diese Reihe fort und knüpft an jene Klangsprache an, in der Chor, Orchester, Volksmusik und szenische Momente ein Ganzes bilden.

Am Dirigentenpult steht Herbert Böck. Seine erste musikalische Ausbildung erhielt er als Wiener Sängerknabe, es folgten Studien in Dirigieren, Oboe, Tonsatz und Musikerziehung an der Wiener Musikuniversität. Er war Solooboist des RSO Wien, leitete die Wiener Singakademie, ist Chefdirigent des Wiener Jeunesse Orchesters und Professor für Chor- und Ensemble-Dirigieren an der Universität Mozarteum Salzburg. Für das Salzburger Adventsingen ist er seit 2001 als Dirigent tätig und gilt dort als kongenialer Partner, der die Volksmusik als Basis schätzt und die Arbeit mit Chören besonders liebt.

Hauptfiguren und ihre Darsteller:innen

In der Rolle des blinden Hirten ist der Tiroler Schauspieler Edwin Hochmuth zu erleben. Er absolvierte seine Schauspielausbildung in Innsbruck, spielte u. a. am Tiroler Landestheater und bei den Tiroler Volksschauspielen und war auch in Film- und TV-Produktionen zu sehen. Beim Salzburger Adventsingen wirkte er zunächst als Hirte Jaggerl mit und ist seitdem alljährlich mit den Salzburger Hirtenkindern unterwegs.

Die Rolle der Maria übernimmt die lyrische Sopranistin Eva Maria Schinwald, die bereits 2014 im Werk „Der Sterngucker“ als Maria im Großen Festspielhaus auf der Bühne stand und 2017 im „Blinden Hirten“ die Rolle des Engels sang. In weiteren Adventsingen-Produktionen war sie mehrfach als Maria zu erleben. Sie schloss ihr Masterstudium Gesang am Mozarteum mit Auszeichnung ab und wirkt regelmäßig in szenischen Produktionen sowie auf Konzertbühnen im In- und Ausland.

Als Josef tritt Johannes Forster auf, der am Mozarteum Gesang studierte und schon als Kind in Opernproduktionen mitwirkte. Er ist Teil mehrerer Ensembles – vom Vokalensemble Hohes C über den Ruperti Viergesang bis zu Lungo5 – und bewegt sich stilistisch von Renaissance und Barock über romantische Lieder bis hin zu Jazz, Pop und Musical. Beim Adventsingen bringt er diese Erfahrung in die Gestaltung der Josef-Rolle ein.

Die Rolle des Engels liegt bei der Salzburger Sopranistin und Harfenistin Elisabeth Eder-Marböck, die seit 2018 als Sopransolistin den Engel verkörpert. Sie absolvierte zahlreiche künstlerische, pädagogische und wissenschaftliche Studiengänge, lehrt am Mozarteum und ist als Solistin, Kammermusikerin und Orchestermusikerin international tätig.

Als Wirtin steht Marcella Wieland auf der Bühne, die 2023 ihr Adventsingen-Debüt als Annas Mutter Anna gab und durch das Theater Mokrit und die Lungauer Kulturvereinigung zum Theater kam. Sie arbeitet zudem als Theaterpädagogin und Coach und bringt ihre Bühnenerfahrung nun in eine ganz anders gelagerte Rolle ein.

Chöre, Hirtenkinder und Instrumentalensembles

Eine tragende Säule des Salzburger Adventsingens ist der Salzburger Volksliedchor mit rund 80 Sängerinnen und Sängern. Er wirkt seit 1950 beim Adventsingen mit und steht seit 2025 unter der künstlerischen Leitung von Martin Fuchsberger, nachdem die Chorleitung zuvor über Jahrzehnte von Mitgliedern der Familie Dengg/Vötterl geführt wurde.

Das Vokalensemble Hohes C ist in einer wechselnden Quartettbesetzung vertreten und deckt ein Spektrum von Renaissance-Werken über Volksmusik bis zu Pop-Arrangements ab. In der Besetzung finden sich unter anderem Tenöre, Bariton und Bass, die bereits bei internationalen Wettbewerben – etwa den World Choir Games – ausgezeichnet wurden.

Das Vokalensemble CMM vereint drei Mezzosopranistinnen: Maria Margarethe Brunauer, Andrea Lore Schwarz und Marlene Schuen, die jeweils eigene Schwerpunkte in Oper, Chorarbeit, Konzertwesen und Songwriting setzen und so unterschiedliche Hintergründe in das Adventsingen einbringen.

Instrumental sorgen das Salzburger Saitenmusikensemble, die Salzburger Geigenmusik, Juvavum Brass und das Salzburger Blattbläserensemble für den charakteristischen Klang, in dem alpenländische Besetzungen und festliche Bläserfarben zusammentreffen.

Ein besonderes Merkmal des Adventsingens sind die Salzburger Hirtenkinder. Jedes Jahr scheiden einige Kinder altersbedingt aus und werden in die „Hirtenpension“ verabschiedet. Neue Kinder werden beim Hirtenkinder-Casting ausgewählt; die Zahl der Bewerbungen ist groß, denn viele möchten einmal auf der Bühne des Großen Festspielhauses stehen. Nach einer Vorauswahl werden Kinder eingeladen und auf ihre Eignung geprüft, bevor schließlich eine kleinere Gruppe in die Gemeinschaft der Hirtenkinder aufgenommen wird.


Warum sich ein Besuch lohnt

Das Salzburger Adventsingen präsentiert sich als Veranstaltung mit hohem künstlerischem Anspruch, klarer inhaltlicher Linie und tiefer Verwurzelung in der alpenländischen Volksmusik. „Der blinde Hirte“ verbindet eine eindringliche Erzählung des Weihnachtsgeschehens mit einer sorgfältig gestalteten musikalischen Dramaturgie: ein szenisches Oratorium, in dem Text, Volksmusik, Chöre, Solist:innen, Hirtenkinder und Instrumentalensembles ineinandergreifen.

Die Produktion schafft damit jenen Rahmen, der oft als Seelennahrung beschrieben wird: ein adventlicher Abend zwischen Stille und Verdichtung, zwischen alpenländischer Atmosphäre und biblischer Botschaft. Wer im Advent eine Verbindung aus Besinnung, traditioneller Volkskultur und künstlerisch hochstehender Musik sucht, findet im Salzburger Adventsingen genau diese Mischung.

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